Dein Geburtsplan – Dein Kompass durch die Geburt
- silviatorster
- 28. Jan.
- 5 Min. Lesezeit

Häufig höre ich von Frauen, die zum ersten Mal Mama geworden sind:
„Hätte ich das mal vorher gewusst und mich besser auf die Geburt vorbereitet.“
Die Einsicht kommt meist erst nach der ersten Geburt. Du bist auf dem richtigen Weg, wenn du dich schon vor deiner Geburt mit einem Geburtsplan auseinandersetzt und dich informierst, damit du nicht auch zu spät zu dieser Einsicht kommst! Ja, die Geburt ist in den meisten Fällen ein wunderbarer, natürlicher Vorgang. Dennoch kann eine bewusste Vorbereitung dabei helfen, diese besondere Zeit noch intensiver zu erleben und deine Geburt positiv zu erleben.
Viele von uns planen wichtige Ereignisse im Leben detailliert - von der Hochzeit bis zum ersten Geburtstag unseres Kindes. Warum also nicht auch die Geburt? Ein Geburtsplan kann dabei helfen, deine Wünsche und Vorstellungen zu konkretisieren und die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass die Geburt so verläuft, wie du es dir vorstellst. Gleichzeitig ist es wichtig, flexibel zu bleiben und sich darauf einzustellen, dass die Geburt ihren eigenen Rhythmus hat.
Ein Geburtsplan kann dabei eine wunderbare Unterstützung sein.
Aber was genau ist das eigentlich und was bringt er dir? Lass uns gemeinsam schauen, was ein Geburtsplan alles sein kann.
Vorteile eines Geburtsplans
Stell dir deinen Geburtsplan als einen persönlichen Kompass vor, der dich durch die Geburt begleitet. Er hilft dir dabei:
Klarheit zu gewinnen: Wenn du deine Wünsche schriftlich festhältst, hast du alles. Wichtige im Blick und kannst dich besser auf die Geburt konzentrieren.
Sich sicher zu fühlen: Dein Geburtsplan gibt dir das Gefühl, die Geburt mitzugestalten und stärkt dein Vertrauen in deinen Körper. Er kann dir helfen, aktiv an der Gestaltung deiner Geburt teilzuhaben und dich möglicherweise als passives Opfer zu fühlen. Du entscheidest mit, welche Maßnahmen während der Geburt ergriffen werden sollen, was dir ein Gefühl von Selbstwirksamkeit gibt.
Zu kommunizieren: Mit deinem Geburtsplan kannst du deine Wünsche ganz klar mit deinem/r Partner/in und den Geburtshelfern teilen. So vermeidest du Missverständnisse und sorgst für eine gute Zusammenarbeit. Möchtest du beispielsweise, dass dein/e Partner/in während der gesamten Geburt bei dir ist oder dass er bei bestimmten Phasen kurz den Raum verlässt? Oder hast du bestimmte Wünsche zur Beleuchtung oder zur Musik während der Geburt? All diese Aspekte kannst du in deinem Geburtsplan festhalten und mit deinem/r Partner/in und den Geburtshelfern besprechen.
Dich vorzubereiten: Indem du dich intensiv mit deinen Wünschen auseinandersetzt, bereitest du dich mental auf die Geburt vor, stärkst du dein Vertrauen in deinen Körper. Du lernst, auf deine Intuition zu hören und für deine Bedürfnisse einzustehen.
Flexibel zu bleiben: Dein Geburtsplan ist kein starres Regelwerk. Er kann sich jederzeit ändern und dient als lebendiges Dokument. Nutze die Vorbereitungszeit auch um dich auf mögliche Interventionen vorzubereiten. Was ist, wenn doch ein Kaiserschnitt notwendig wird? Was ist mir dann wichtig? Bleib gedanklich flexibel und sei bereit auch andere Wege zu beschreiten als du geplant hast.
Die Schattenseiten eines Geburtsplans
So toll ein Geburtsplan auch sein kann, es gibt auch einige Dinge, die du beachten solltest:
Zu viel Druck: Wenn dein Plan zu detailliert ist, kann das den Eindruck erwecken, dass alles perfekt laufen muss und unrealistische Erwartungen an den Geburtsverlauf schaffen. Das kann zu Enttäuschungen führen, wenn die Geburt anders verläuft als geplant.
Verlust der Flexibilität: Ein zu starrer Plan kann dazu führen, dass du dich nicht auf unvorhergesehene Situationen einstellen kannst. Wenn du dir zum Beispiel vornimmst, dass die Geburt unbedingt ohne Schmerzmittel stattfinden muss, kann das zu Enttäuschungen führen, wenn du doch während der Geburt deine Meinung änderst und eine PDA wünschst.
Überforderung: Die Erstellung eines Geburtsplans kann manchmal überwältigend sein und zu zusätzlichem Stress führen. Er kann auch dazu führen, dass du dich zu sehr auf das Planen konzentrierst und den Moment vergisst. Die Geburt ist ein dynamischer Prozess, und es ist wichtig, flexibel zu bleiben.
Geburtshelfer vor den Kopf stoßen: Ein sehr spezifischer Geburtsplan kann den Eindruck erwecken, dass die Geburtshelfer sich strikt an die Vorgaben halten müssen. Dies kann zu einem Druckgefühl führen und die natürliche Dynamik der Geburt stören. Achte daher auf deine Formulierungen und bleibe freundlich. Gehe grundsätzlich davon aus, dass das Personal für dich da ist und auch deine Wünsche erfüllen möchte.
So erstellst du deinen persönlichen Geburtsplan
Ein guter Geburtsplan ist individuell und passt zu deinen Bedürfnissen. Hier sind ein paar Tipps für dich:
Informiere dich: Lies dich in das Thema Geburt ein, besuche Geburtsvorbereitungskurse und spreche mit anderen Frauen und Geburtshelfern.
Formuliere deine Wünsche: Überlege dir ganz genau, was dir bei der Geburt wichtig ist. Möchtest du eine natürliche Geburt, eine PDA oder bestimmte Geburtspositionen? Was sind deine Vorstellungen zur Schmerzmittelgabe und zur Versorgung deines Babys direkt nach der Geburt?
Sei flexibel: Denke daran, dass ein Geburtsplan nur eine grobe Richtlinie ist. Sei offen für Veränderungen und vertraue auf dein Gefühl.
Fasse dich kurz: Im Klinikalltag ist i.d.R. keine Zeit mehrere Seiten zu studieren. Beschränke dich möglichst auf ein bis max. zwei Seiten.
Anregungen für deinen Geburtsplan:
Wellenpause: Ich wünsche mir Körperkontakt... Ermutigung...
Geburt: Mein Partner soll hinter mir stehen... Mein Partner darf den Geburtsvorgang sehen...
Nachgeburt: Ich möchte die erste Stunde gerne möglichst ungestört erleben... Ich wünsche mir, dass mein Kind sofort untersucht wird, damit ich entspannen kann...
Wochenbett auf Station: Ich möchte nicht zufüttern und wünsche mir Unterstützung bei dem ersten Anlegen...
Form: Du entscheidest wie dein Geburtsplan aussehen soll. Schreibst du einen kurzen Brief, notierst du nur Stichpunkte oder unterteilst du ihn in die einzelnen Phasen (Während der Wellen wünsche ich mir… Bei Geburt wünsche in mir…. In der Nachgeburtsphase soll… usw.). Halte es übersichtlich, hole dir Inspirationen online.
Verwende gerne ein - zwei Sätze, die als Leitplanken dienen können: Ich wünsche mir eine möglichst natürliche Geburt, bin aber, wenn nötig für Unterstützungsangebote dankbar!
Einfache Auflistungen sind ebenfalls schön Übersichtlich:
+ Goldene Stunde genießen
+ Wassergeburt, wenn möglich
-kein Dauer CTG
-kein Dammschnitt
Was sonst noch in deinem Geburtsplan stehen kann:
Bedanke dich bei dem Geburtsbegleitenden Personal: Diese Idee finde ich zum Beispiel sehr schön. Es hebt direkt die Stimmung und wertschätzt die Arbeit der Hebammen, Ärzte und Arztinnen. „Vielen Dank, dass du heute an meiner Seite bist. Falls ich vor lauter Aufregung meine Wünsche vergesse, habe ich hier meinen Geburtsplan für dich…“
Geburtsort: Möchtest du im Krankenhaus, im Geburtshaus oder zu Hause gebären?
Geburtsposition: Welche Geburtspositionen bevorzugst du (z.B. aufrecht, im Wasser, auf allen Vieren)?
Schmerzmanagement: Welche Schmerzmittel kannst du dir vorstellen (z.B. Wärme, Massage, Wassergeburt, PDA)?
Bewegung: Möchtest du dich während der Wehen bewegen oder lieber liegen?
Beleuchtung und Atmosphäre: Welche Beleuchtung und welche Musik wünscht du dir?
Nach der Geburt: Wie möchtest du dein Baby direkt nach der Geburt versorgt haben (Haut-an-Haut-Kontakt, Stillen)?
Notfälle: Was möchtest du in Notfällen (z.B. Kaiserschnitt) beachten?
Deine Ängste: Schreibe deine Ängste auf und wie du damit umgehen möchtest.
Wichtig: Dein Geburtsplan sollte dich unterstützen und nicht unter Druck setzen. Sprich mit deinem Partner und deinen Geburtshelfern über deine Wünsche und finde gemeinsam eine Lösung, die für alle passt.
Dein Geburtsplan – ein Wegweiser, kein Gesetz
Ein Geburtsplan ist wie ein Wegweiser, der dir den Weg zeigt, aber nicht den Weg bestimmt. Er gibt dir Sicherheit und Orientierung, lässt dir aber auch Raum für Spontaneität und Flexibilität. Das Wichtigste ist, dass du dich während der Geburt wohlfühlst und Vertrauen in deinen Körper hast.
Und denk daran: Die Geburt ist ein einzigartiges Erlebnis. Genieße diesen besonderen Moment und vertraue auf dich und deinen Körper.
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